in
eigener Sache zu machen.
Wann
haben Sie Ihr Weblog ins
Leben gerufen und was
war die Intention?
BR:
Mein Weblog - "Werbung mit kleinem
Budget" - habe ich vor gut einem Jahr
im Dezember 2003 gestartet, um vorab für
mein gleichnamiges Buch zu werben. Damals
ging es mir darum, mich Lesern und späteren
möglichen Käufern bekannt zu machen
und über mögliche Schlüsselbegriffe,
die mit dem Thema Werbung zusammenhängen
auch bei Google auffindbar zu werden.
marke-X:
Letzteres muss schwierig gewesen sein?
BR:
Die Sichtbarmachung bei Google ist eigentlich
sehr schnell geglückt - Google indiziert
eine gemeldete URL umgehend. Mit den Begriffen
"Werbung" und "Budget"
war ich schon binnen weniger Tage auf der
ersten Seite der Suchtreffer. Und die Kaufinteressenten
für mein Buch fanden sich auch ein.
Nachdem der Erscheinungstermin des Buches
von Mai auf August verschoben wurde, waren
die ersten Vorbesteller schon ein bisschen
ungeduldig.
marke-X:
Dann ist Ihre Planung also aufgegangen.
Können Sie uns ein paar Daten und Fakten
zum Erfolg nennen?
BR:
Derzeit hat das Blog 500 Hits täglich.
Mein Werbebuch ist bei Amazon der No.-1-Titel
zum Thema "Werbung" - da sehe
ich schon einen Zusammenhang mit den Blogaktivitäten
und der Tatsache, dass ich via Netz ständig
neue und mehr Kontakte knüpfe und Bekanntschaften
schließe.
marke-X:
Das heißt, Ihr Online-Tagebuch bleibt
der Netzwelt jetzt - auch nach dem Erscheinen
Ihres Buches - erhalten?
Ja,
natürlich. Inzwischen dient mein Blog
dazu, originelle Ideen für Werbung
mit kleinem Budget aufzufinden und darüber
zu berichten. Ein besonderes Anliegen dabei
ist mir auch das Know-how über Mundpropaganda
zu fördern und Artikel sowie Erfolgsbeispiele
dazu online zu stellen. Gelegentlich finden
sich da auch Übersetzungen amerikanischer
Fachartikel.
Schließlich
ist das Blog auch mein Notizbuch und meine
Publikationsplattform, wenn ich ein paar
eigene Gedanken zu diesem Themenfeld schnell
veröffentlichen möchte.
Werbung mit kleinem Budget
muss kreativ sein
(Quelle: nightagency.com)
marke-X:
Im eZine Telepolis konnte man von Ihrer
virtuellen Buchreise durch deutsche Weblogs
lesen. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Und war sie erfolgreich?
BR:
Die Idee der virtuellen Buchtournee geht
auf den Kleinverleger Ben Brown zurück
und stammt aus den USA. Dort gibt es auch
zwei Unternehmen, die diese virtuellen Buchtourneen
konzipieren, organisieren und die Autoren
bei der Durchführung unterstützen.
Während das eine sich auf Business-Bücher
fokussiert und damit u. a. die Marketingbücher
von Seth Godin, Mc Connell/Huba promotete,
gehen bei dem Anbieter "The Virtual
Book Tour" neben Sachbüchern auch
erotische Thriller auf die virtuelle Reise.
Was es mir gebracht hat? 11.856 Leser waren
dabei! Und gekostet hat die Aktion nahezu
nichts. Mit welchen anderen Mitteln erreicht
man, quasi zum Nulltarif, eine derart große
Anzahl interessierter Leser?
Die "virtuelle Buchtournee" hatte
einen großen sofortigen Effekt und
einen vermutlich weit größeren
Langzeit-Effekt. Denn der Begriff "virtuelle
Buchtournee" hat nun seine Spur im
Netz hinterlassen und wird aus diesem auch
nicht mehr verschwinden. Am 20.08.2004 brachte
die Eingabe des Suchbegriffes "virtuelle
Buchtournee" bei google.de null Treffer.
Heute, am 13.01.2005 sind es 459! Das Buch
schoss mit Beginn der Buchtournee unter
die Top 1000 Titel bei Amazon bis auf Platz
222 vor.
marke-X:
Sehen Sie in virtuellen Buchreisen einen
neuen Trend in der Vermarktung oder nur
eine Möglichkeit von vielen, kostengünstig
für sein Werk Publicity zu bekommen?
BR:
Ich glaube schon, dass es zukünftig
mehr virtuelle Buchtourneen oder ähnliche
Veranstaltungen im Internet geben wird.
Ich stelle es mir spannend vor für
Bücher die Kontroversen auslösen
können, etwa populäre Sachbücher
zu gesellschaftlichen oder politischen Themen.
Bei Fachbüchern ist es ebenfalls sinnvoll,
dann bewegen sich die Autoren eben in einem
kleinen Expertenkreis. Belletristik kann
natürlich gleichfalls auf die Reise
gehen - aber dazu fehlen meiner Meinung
nach noch weitere Literaturblogs. Was ich
begrüßen würde: mehr "Events"
in der Weblog-Szene. Events sind als Besonderheiten
im Alltag, in der Lage Aufmerksamkeit zu
bündeln und Menschen - egal ob Blogautoren
oder Blogleser - zusammen zu führen.
marke-X:
Gerne würden wir natürlich auch
ein paar Insider-Tipps erfahren. Was macht
ein gutes Blog denn aus?
BR:
Ein gutes Blog ist eines das gelesen wird.
Wie viele Leser es hat, ist dabei unwichtig.
Aus Marketingsicht finde ich entscheidend,
dass sich während der Lebensdauer eines
Blogs die richtige Zuhörerschaft einfindet
und das geschieht beim Bloggen automatisch.
Ein Weblog ist ja eine Pull-Maßnahme.
Es zieht Leute an. Und nur die, die sich
angesprochen fühlen, werden dabei bleiben,
das Weblog lesen, den RSS feed abonnieren,
kommentieren usw. Da zählt die Qualität
dieser Kontakte mehr als die Quantität.
Ein Weblog muss Persönlichkeit haben,
einen eigenen Stil in der Sprache, Art der
Themenauswahl und ihrer Präsentation
haben. Da hilft kein Kopieren anderer und
keine vorgestanzten PR-Phrasen. In einem
Blog ist das schöne: man soll schreiben
wie einem der Schnabel gewachsen ist.
marke-X:
Ihre URL lautet ja: http://berndroethlingshoefer.typepad.com'.
Für einen Domainnamen nicht gerade
das Optimum, oder?
BR:
Nein. Wirklich nicht. Besser, aber nicht
sehr viel besser, wäre es einen Domainnamen
"berndroethlingshoefer.de" zu
haben. Aber ein langer oder komplizierter
Name birgt auch die Chance, dass er auffällt.
marke-X:
Worauf muss man bei der Planung und Umsetzung
eines Blogs unbedingt achten?
BR:
Man sollte sich ein paar Eckpunkte notieren,
nennen wir es eine Roadmap. Was sind die
Ziele, die wesentliche Inhalte, auf die
ich mich konzentriere? Wie ordne ich das
Ganze - ein Blog stellt dafür die Archivierungsmöglichkeit
in "Kategorien" zur Verfügung.
Lieber das Thema enger als zu weit fassen,
denn es gibt immer mehr Blogs da draußen.
Da muss man schon inhaltliche Unterscheidungsmerkmale
finden. Und dann einfach mal anfangen. Ich
denke, dass man so langsam seinen Stil findet
und entdeckt, ob man mehr zu längeren
oder kürzeren Beiträgen neigt.
Ob man mehr eigene Beiträge verfasst
oder mehr auf andere Seiten verlinkt. Ein
schönes Konzept finde ich zum Beispiel
das Weblog des Marketingberaters Christian
Rothe. Er hat sich ein Pseudonym geschaffen
und wettert unter dem Deckmantel der Kunstfigur
"Zorno" gegen mieses Marketing.
Und er hat viel zu wettern. (http://zorno.de/tagebuch/index.html)
Zurück
zum eigenen Weblog: Lernen Sie aus den Kommentaren
Ihrer Leser, sehen Sie in die Referrer und
Trackbacks und sehen Sie, wer sich auf Sie
bezieht! Das ist ein unmittelbares Feedback
zum eigenen Blog, aber auch ein Hinweis
auf Blogger mit ähnlichen Interessen,
eventuell auch Kunden. Klaus Eck hat 10
Tipps für Business Blogger aufgeschrieben.
Es schadet nichts, wenn man an diese Ratschläge
hält.
marke-X:
Das Internet ist einer ständigen Evolution
ausgesetzt. Welche Rolle werden hier Blogs
in der Zukunft spielen?
BR:
Die Zahl der Blogleser hat in den USA, die
uns hier in der Akzeptanz des Mediums voraus
sind, drastisch zugenommen. Nach einer Studie
im Rahmen des Projekts "Pew Internet
and American Life", gaben im November
27 Prozent der erwachsenen Internet-Nutzer
in den USA an, dass sie Blogs lesen. Im
Februar waren es noch 17 Prozent. Die Studie
sagt auch: "Die Wahrnehmung von Blogs
wird dramatisch zunehmen".
Die ersten PR-Fachleute erkennen, dass Blogs
für die Meinungsbildung nicht weniger
wichtig sind als traditionelle Medien und
deren Journalisten. Dank der Verknüpfung
von Blogs untereinander, können sich
schlechte Nachrichten epidemieartig verbreiten
und verschwinden dann für Jahre nicht
mehr aus dem Netz.
Das Unternehmen Jamba wurde vor kurzem in
einem Weblog wegen seiner Werbe- und Verkaufsmethoden
kritisiert und erntete unter Bloggern einen
Sturm der Entrüstung. Die Angelegenheit
schaukelte sich durch ungeschicktes Verhalten
der PR-Verantwortlichen so hoch, dass die
traditionellen Medien das Thema aufgriffen.
Die Zahl der Blogs wird zunehmen und auch
ihre Funktion als "watch blogs",
die traditionellen Medien, Politikern und
Firmen auf die Finger sehen, wird immer
stärker spürbar.
marke-X:
Bitte nennen Sie uns zum Abschluss die 5
Websites, die Sie am meisten besuchen. In
anderen Worten: Welche Seiten würde
man im Verlauf Ihres Browsers am häufigsten
entdecken (außer natürlich Werbung
mit kleinem Budget')? Und was finden Sie
- mit wenigen Worten gesagt - an diesen
Seiten interessant?
BR:
Nicht dass ich mich drücken will. Aber
es gibt keine Hitliste. Ich mache jeden
Tag "zufällige" Entdeckungen,
denen ich nachgehe. Das ist sehr von meinen
Rechercheinteressen für meine Beratungs-
oder Buchprojekte abhängig.
marke-X:
Na dann nennen Sie uns wenigsten ein paar
Marketing-Blogs, die Sie lesen.
Blogs,
die ich weiterempfehlen würde, sind:
- www.werbeblogger.de,
- www.m-e-x.de/blog,
- www.abseits.de/weblog/gastronomie_blog.html
Das
sind zwar leider keine Geheimtipps, aber
meiner Meinung nach die lesenswertesten
Blogs zum Thema Werbung/Marketing.
Herr Röthlingshöfer, ich bedanke
mich recht herzlich für das Gespräch.
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