Sie?
Stimmt. Nicht im klassischen Marketing Sinne.
Denkt man hingegen aus Sicht der Open Source
Gemeinde, sieht das ganze schon anders aus.
Wie die Community "Spread Firefox"
beweist, schlummert in der ständig
wachsenden Vernetzung des Internet ein wahrer
Marketing-Riese.
Wer
von der Open Source Bewegung hört, denkt
in der Regel zu aller erst an Software. Linux,
Open Office, Mozilla, Apache und viele andere
Open Source Projekte haben die Software-Landschaft
in den letzten Jahren nachhaltig geprägt.
Und die Open Source Bewegung ist wohl nicht
mehr aufzuhalten. Dies zeigt sich auch darin,
dass sie schon längst nicht mehr auf
Software limitiert ist. Immer mehr Menschen
stellen ihr kreatives Schaffen der
Allgemeinheit zur Verfügung. Sie veröffentlichen
Bilder, Videos oder Musik im Netz, und alles,
ohne Lizenzgebühren für ihr geistiges
und kreatives Schaffen zu verlangen.

Abbildung 1: Bekannte Open Source Projekte
Es
war also nur eine Frage der Zeit bis die
ersten Open Source Projekte auf die Idee
kommen würden, die Vermarktung ihrer
Projekte gemeinschaftlich zu planen und
durchzuführen.
Firefox - Marketinghilfe von Tausenden
engagierter Helfer
Der bislang erfolgreichste Begründer
des noch jungen Open Source Marketing ist
die Mozilla Foundation. Das Non-Profit Unternehmen
organisiert, koordiniert und verwaltet die
Entwicklung des Webbrowsers Firefox. Mit einem
Marktanteil von mittlerweile 8,5%[1]
ist Firefox die erste ernstzunehmende Herausforderung
für Microsofts Internet Explorer
seit Jahren - nicht zuletzt auch durch seine
Open Source orientierte Vermarktung.
Im
Mittelpunkt von Mozilla's innovativen Marketing
Konzept steht die Website "Spread Firefox"[2].
Diese zählt mittlerweile 50.000 - 75.000
Unique Visitors pro Tag und ist quasi das
Internet-Hauptquartier vieler weltweit
durchgeführter Marketingmaßnahmen
zur Erhöhung der Nutzerzahlen des Browsers.
Open Source Marketing in der Praxis
Um das Marketing für Firefox gemeinschaftlich
planen und koordinieren zu können,
setzt Mozilla konsequent auf die Erfolgsregeln
von Open Source Entwicklungen. Das Non-Profit
Unternehmen begründete eine Community,
schaffte die Grundlagen für einen konstruktiven
Ideenaustausch unter den Mitgliedern und
integrierte Mechanismen zur Motivation und
Auswahl der schließlich umzusetzenden
Vorschläge. Mozilla erreichte dies
hauptsächlich über Foren, Blogs
und Chats auf SpreadFirefox.com.
In
einem nächsten Schritt wurden Arbeitskreise
aus Freiwilligen gebildet, deren Aufgabe
es war, themenspezifisch Ideen zu
bewerten, inhaltliche Details zu erarbeiten
und die praktische Umsetzung mit den Mitgliedern
der Community zu koordinieren. Vieles, was
Mozilla an strategischer Rahmenplanung und
Artwork für Marketingmaßnahmen
benötigt, wird in den Arbeitsgruppen
erdacht und intelligent passenden
Community Mitgliedern als Arbeitspaket zugeteilt.
Was
sich auf den ersten Blick ein wenig bürokratisch
anhört, ist bei näherem Hinschauen
ein lebendiger Evolutionsprozess.
15 unterschiedliche Arbeitsgruppen mit spezifischen
Marketingschwerpunkten hat das Projekt bereits
hervorgebracht.

Abbildung 2: Ausgewählte Marketingarbeitsgruppen
auf SpreadFirefox.com
Die
Arbeitsgruppen organisieren in sich umfangreiche
Marketing-Maßnahmen (wie etwa Mittel
und Wege der Verbreitung des Browsers auf
CD-ROM und DVD Medien von Computermagazinen,
Promotion auf Messen, etc.). Sie entwerfen
aber auch Strategien und Taktiken,
die jeder Webmaster nutzen kann, um die
Bekanntheit und Verbreitung von Firefox
zu steigern (beispielsweise über Banner,
Buttons, e-Mail Signaturen, etc.).
Die
Ergebnisse können sich sehen lassen.
Mittlerweile zählt der Server von Mozilla
fast 27 Mio. Downloads. In ein paar Studien
wird Firefox dadurch bereits ein 10prozentiger
Marktanteil bescheinigt.
Ohne Motivation geht nichts - auch nicht
bei Open Source Projekten
Um die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft
langfristig zu motivieren, setzt Spread
Firefox auf ein simples Belohnungssystem.
So erhält jedes Mitglied der Community
eine einzigartige ID zugewiesen. Wer nun
beispielsweise auf seiner Website einen
Button (mit seiner ID) zur Downloadseite
des Browsers setzt, erhält für
jeden über ihn ausgelösten Download
einen Punkt. Auch für die Gewinnung
neuer Community Mitglieder gibt es Punkte
wie auch für besondere Leistungen für
die Gemeinschaft.
Anhand
der Punktzahl wird wiederum ein Ranking
aller Teilnehmer gebildet. Die Websites
der 250 engagiertesten Mitglieder werden
gut sichtbar auf den Seiten von spreadfirefox.com
(PageRank 8) genannt und verlinkt. Damit
auch neue Mitglieder eine Chance haben,
wird für das Ranking nicht die
Gesamtzahl der Punkte herangezogen, sondern
nur die Entwicklung der letzten 7 Tagen.
Zudem gibt es ein zweites Ranking, dass
nur die engagiertesten neuen Mitglieder
listet.

Abbildung 3: Die Top 5 Mitglieder der
Community werden auf jeder Seite von SpreadFirefox.com
hervorgehoben.
Um auch kleinen Webmastern zu danken, werden
bei jedem Seitenaufruf von SpreadFirefox
zufällig Websites aus dem Fundus aller
Community-Mitglieder am oberen Seitenrand
dankend erwähnt.
Neben
den offensichtlichen Vorteilen der PageRank
8 Verlinkung für das Suchmaschinenmarketing
lohnt sich eine hohe Punktzahl natürlich
auch zur Kundengewinnung. Die Seitenabrufe
der Website spreadfirefox.com sichern einen
kontinuierlich hohen Besucherstrom
auf die eigene Seite.
Wem
solche Belohnungen nur wenig bringen, für
den bietet die Community ab einer bestimmten
Punktzahl auch kostenlose Merchandising
Artikel (wie T-Shirts, Plüschtiere,
etc.), eine exklusive Firefox e-Mail Adresse
sowie die Chance, Sachpreise wie z.B. einen
iPod zu gewinnen.
Open Source Marketing kann nicht alles
ersetzen
Auch wenn viele Entwicklungs-, Planungs-
und Umsetzungsprozesse auf die Community
übertragen werden können, gibt
es dennoch Bereiche, wo Mozilla eingreifen
muss. So werden viele praktische Abläufe
von Mitarbeitern des Unternehmens angestoßen
und koordiniert, um einen effizienteren
Ablauf zu gewährleisten[3].
Manche
Elemente des Marketing kann die Community
auch nur bedingt übernehmen. Es ist
beispielsweise ziemlich unwahrscheinlich,
dass eines der Community-Mitglieder gute
Kontakte zu überregionalen Tageszeitungen
wie der New York Times besitzt. Die Gemeinschaft
kann im Rahmen der Pressearbeit zwar aufgefordert
werden, zu thematisch passenden Artikeln
Leserbriefe zu schreiben, ob der jeweilige
Journalist dies jedoch als Anreiz dazu
sieht, einen Artikel über den Browser
zu schreiben, ist fraglich. Größere
Chancen hat man hier über ein
spezialisiertes Unternehmen. So nimmt Mozilla
zum Beispiel die Dienstleistungen einer
Top PR-Agentur in Anspruch.
Vielen
Community Ideen fehlt es zudem auch an der
notwendigen Finanzierung. Das Open Source
Projekt ist deshalb immer auch auf Spenden
angewiesen, um kostenträchtige Vermarktungsideen
(wie etwa die Schaltung von Anzeigen in
Magazinen und Zeitungen) umzusetzen.
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