für
den Geschäftserfolg
ungeheuer wichtig - und das nicht nur für
den Friseursalon an der Ecke, sondern auch
für große Markenartikler und
andere Großunternehmen. Wer sich dafür
interessiert, wie man mit Mundpropaganda
im Marketingsinn umgehen kann oder sollte,
wird bei mir fündig.
marke-X: Welcher Eintrag der letzten
Monate "beschreibt" den Geist
bzw. den Charakter von ConnectedMarketing.de
am besten?
MO:
Ich
glaube, dass das Muster meiner Einträge
immer ähnlich ist - es gibt einen aktuellen
Anlass (beispielsweise eine Kampagne, einen
interessanten Artikel, eine Meldung), den
ich mir vornehme und entweder nur kurz schildere,
oder aber auch kritisch zu kommentieren
versuche. Kritisch heißt dabei nicht
unbedingt negativ', sondern eher nachfragend',
bewertend'. Häufig befasse ich
mich bei aktuellen Kampagnen und Entwicklungen
auch mit anderen Ländern, insbesondere
den USA.
Dort
ist die Entwicklung schon deutlich weiter
fortgeschritten - ohne, dass ich das positiv
bewerten will! Mein persönlicher Eindruck
ist nur, dass dort die Leute sehr viel bereitwilliger
und auch ausführlicher in ihrem Privatleben
über Konsum und Marken reden, daher
fällt die Idee des Marketing mittels
Mundpropaganda dort vermutlich schneller
auf fruchtbaren Boden.
Mir geht es allgemein darum, diese Entwicklungen
aus einer deutschen Sicht zu beleuchten
- immer zu versuchen herauszufinden, was
das in Deutschland bedeuten könnte,
ob manche Idee hier funktionieren oder manche
Debatte hier ähnlich oder ganz anders
ablaufen würde.
Auch
Procter & Gamble setzt auf Marketing
mittels Mundpropaganda [1]
In dem Sinn typische Einträge wären
vielleicht "P&Gs Tremor unter Druck"[2]
oder "Oettinger Bier ohne Werbung,
aber mit Community"[3].
marke-X:
Für was steht der Name "ConnectedMarketing"
konkret?
MO:
Entstanden ist er aus einem Buchtitel. In
diesen Tagen kommt das Buch "Connected
Marketing" [4] heraus, das von Justin
Kirby und Dr. Paul Marsden herausgegeben
wird. Ich habe die beiden beim Kontaktieren
und Einwerben der verschiedenen Autorenbeiträge
unterstützt und außerdem selber
ein Kapitel beigesteuert.
ConnectedMarketing: Weblog und Buch
Im
vergangenen Sommer hatte ich die URL reserviert,
weil ich damals dachte, sie könnte
vielleicht für die Vermarktung des
Buches nützlich sein. Als ich dann
Anfang 2005 mein Blog gestartet habe, lag
es nahe, die URL zu verwenden. Connected
Marketing steht für die Idee, dass
sich das Marketing in Zukunft sehr viel
stärker auf die unzähligen Verbindungen
- die "Connections" - zwischen
den Menschen stützen muss, und weniger
auf die Annahme, dass man die Massenmedien
mit Inhalten beschießt, die dann den
Konsumenten in die Köpfe gehämmert
werden.
Wer seine Inhalte so zu verpacken versteht,
dass sie sich über die Verbindungen
zwischen Menschen fortpflanzen, der wird
künftig erfolgreich Marketing betreiben.
Ein einfaches Beispiel: ein Blogger in einem
Unternehmen ist mit der "Außenwelt"
durch seinen Blog vernetzt, berichtet über
spannende Entwicklungen im Unternehmen,
diese verbreiten sich über die Blogosphäre.
Oder: ein Unternehmen lädt Konsumenten
ein, an Entscheidungen über das Marketing
des Unternehmens mitzuwirken, die Leute
fühlen sich involviert, berührt,
gehen los und erzählen anderen davon.
Das ist Connected Marketing!
marke-X:
Warum findet man bei Ihnen eigentlich so
wenige lustige Videos und Flash-Spiele?
MO:
Gute Frage! :-) Ich glaube, weil es erstens
schon genug andere Blogs gibt, die das bieten,
und weil ich mich zweitens mehr für
das "Wie" und das "Warum"
interessiere - wie funktionieren die grundlegenden
Mechanismen? Lustige Videos und Flash-Spiele
funktionieren ja vor allem aufgrund einer
guten kreativen Idee, die Leute berührt.
Es geht also um Bauchgefühl, um kreative
Intuition. Das ist zweifellos ein spannendes
Thema - für das ich mich auch sehr
erwärmen kann (ich mache z. B. selber
Musik). Aber mein Blog soll Marketingansätze
erklären und verstehen helfen. Damit
kommt man nicht so weit, wenn man lustige
Filme zeigt.
marke-X:
Ihr Weblog unterscheidet sich noch in weiteren
Punkten von anderen "Online-Tagebüchern".
Ein Aspekt ist besonders hervorstechend:
Sie stellen häufig nicht nur ein interessantes
Thema vor und verweisen auf externe Quellen,
sondern versuchen neue Ideen immer gleich
auch ein wenig zu konzeptualisieren. Persönliche
Eigenart oder ein Aspekt, der vielen Weblogs
noch fehlt?
MO:
Das liegt wohl in meiner Natur
damit
ich selber eine Sache richtig verstehen
kann, muss ich sie irgendwie einordnen.
Und das versuche ich dann eben auf meinem
Blog - für mich, und vielleicht ja
auch für andere. Ich bin selbst ein
ständig Lernender, und bemühe
mich daher darum, die verschiedenen Ideen,
die laufend auf mich einprasseln, irgendwie
einzuordnen, klarer zu machen und auf diese
Weise selbst besser zu verstehen. Und meine
Hoffnung ist, dass es den Lesern meines
Blogs vielleicht ähnlich geht.
marke-X:
Wie ausführlich sollten Beiträge
in einem Weblog generell sein? Gibt es da
eine Regel?
MO:
Ich glaube nicht, dass es dazu eine feste
Regel gibt. Jede(r) sollte so bloggen, wie
er/sie mag. Das entsprechende Publikum findet
sich dann von allein. Es kann gut sein,
dass manchen Leuten manche meiner Texte
zu lang sind - das tut mir leid, dann ist
mein Blog vielleicht nicht der Richtige
für sie.
marke-X:
Viele PR- und Marketing-Leute würden
gerne Weblogs in ihre Öffentlichkeitsarbeit
sinnvoll integrieren, fragen sich jedoch,
wie sie Blogger am besten ansprechen sollen.
Gibt es hier Grundregeln oder bestimmte
Verhaltensweisen, an die man sich halten
kann?
MO:
Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier dasselbe
wiederhole, was alle anderen sagen: Es geht
nichts über Transparenz. Wenn ein Unternehmen
sich an einen Blogger wendet, sagt, was
es will und offen fragt, ob es Möglichkeiten
der Zusammenarbeit geben könnte, bzw.
ob der Blogger bereit wäre, eine Meldung
oder Information weiterzugeben, kann eigentlich
- meiner Ansicht nach - nichts schief gehen.
Schlimmstenfalls sagt der Blogger nein'.
Voraussetzung ist allerdings eine persönliche
Ansprache. Ein Massenmail an "alle
Blogger", in der Art einer Pressemeldung,
landet garantiert im Müll (oder, schlimmer:
wird negativ auf dem Blog kommentiert!).
Ich glaube, dass die meisten Blogger den
Eindruck haben möchten, dass das Unternehmen
einen Grund dafür hat, sich gerade
an sie zu wenden. Man möchte vermittelt
bekommen, dass das Unternehmen den Blog
auch wirklich kennt.
Wer wissen will, wie man's nicht macht,
sollte einfach mal "bullshit marketing"
googeln.
marke-X:
Im Rahmen des Viral Marketing wird Weblogs
immer häufiger eine zentrale Schlüsselrolle
zugeschrieben. Welche Möglichkeiten
(außer ein eigenes Blog zu erstellen)
gibt es denn, um Blogs in seine Viral Marketing
Aktivitäten einzubinden?
MO:
Ich muss zugeben, dass ich noch nicht so
ganz erklären kann, wie genau Unternehmen
virale Prozesse über Blogs anregen
können. Ich habe das neulich mit Klaus
Eck diskutiert, der auch sagt, dass es letztlich
heute noch sehr schwer vorherzusehen ist,
welche Geschichte wirklich "abhebt",
und welche von den Bloggern einfach ignoriert
wird. "Viral" im eigentlichen
Sinne heißt ja, dass sich etwas wirklich
epidemisch fortpflanzt. Natürlich kann
man davon ausgehen, dass ein wirklich abgefahrener
- vielleicht gar kontroverser - Film, den
man als mpeg irgendwo hinstellt, seine Runde
macht. Aber was für Geschichten man
erzählen muss, damit sich die Blogosphäre
darauf stürzt, weiß ich noch
immer nicht so genau.
Ich
habe selber neulich mal ein Experiment mit
meinem "BlogRock" gemacht: gemeinsam
mit einem Freund habe ich eine Art Rap/Rock
produziert und auf meinen Blog gestellt
[5] - nicht ganz ernst gemeint, aber gespickt
mit Blogger-Insider-Geschichten. Es gab
einige Resonanz, Schockwellenreiter und
auch Spreeblick haben darauf gelinkt, aber
nach wenigen Tagen war's wieder vorbei.
Naja, vielleicht was der Song ja einfach
zu schlecht
;-) Wirklich bleibende
Wirkung mittels viraler Effekte über
Blogs zu erzielen, ist bislang wirklich
noch eine große Kunst.
Aber ich glaube, dass es darum auch nicht
wirklich geht. Wichtiger ist für Unternehmen,
dass sie durch (positive) Erwähnungen
in Blogs und durch eigene Blogs eine Spur
in die Blogosphäre legen können,
die interessierte potenzielle Kunden über
Google oder Technorati finden. Darum geht's
meiner Ansicht nach beim Marketing in der
Blogosphäre.
marke-X:
Inhaltlich stößt man in Ihrem
Blog immer wieder auf den Begriff "Open
Source Marketing". Wie passt das mit
Mundpropaganda zusammen?
MO:
Mich
interessieren ja die Mechanismen, die "dahinter"
liegen: was regt Leute zum Sprechen an,
was wollen sie mit anderen teilen? Und Open
Source Marketing ist ein sehr interessanter
Ansatz in diesem Zusammenhang. Forschungsergebnisse
aus verschiedenen Bereichen legen nahe,
dass man dann, wenn man Entscheidungsbefugnisse
und Gestaltungsspielraum an seine Kunden
abtritt, eine sehr interessante Form des
Involvement erzielen kann, das sich auch
in positiver Mundpropaganda äußert.
Wenn ein Unternehmen plötzlich beginnt,
wirklich auf Input von außen zu achten,
und diesen in die eigenen Aktivitäten
einzubeziehen, dann gibt es damit den Beteiligten
Konsumenten auch so etwas wie "conversational
value" mit auf den Weg: sie haben etwas,
was sie anderen erzählen können.
Derzeit untersuche ich diese Effekte gerade
im Rahmen meiner Doktorarbeit, und betreibe
seit kurzem auch gemeinsam mit Dr. Paul
Marsden ein englischsprachiges Blog dazu
(consumerempowerment.com) [6].
marke-X:
Woher stammen die Ideen zu Ihren Blog-Beiträgen?
Wie entsteht ein typischer Eintrag auf ConnectedMarketing.de?
MO:
Oben
hatte ich ja schon einiges dazu erklärt
- ich versuche rund 35 verschiedene Blogs
im Auge zu behalten (glücklicherweise
posten die nicht alle jeden Tag
nur
Steve Rubel (micropersuasion.com) [7] ist
wahnsinnig, der postet am Tag 10 mal
),
habe dazu einige Google Alerts, und bekomme
außerdem dankenswerter Weise regelmäßig
die Presseschau der Grey-Gruppe ("Guten
Morgen Grey") [8], eine wirklich gut
gemachte ausführliche Artikelsammlung,
welche die wichtigsten Marketing- und Werberelevanten
Geschichten aus der deutschen Printpresse
zusammenstellt. Das ergibt einen guten Fundus
an Informationen, auf denen ich dann aufbauend
meine Einträge schreibe.
marke-X:
Christian Rothe (zorno.de) hat im Interview
sein Engagement als Blogger u.a. mit einer
aufklärerischen "Mission"
verglichen. Andreas Milles und Tommi Brem
von Companice haben einfach Spaß beim
Bloggen und suchen Anerkennung. Nico Zorn
schätzt hingegen die neuen Kontakte,
die er über seine Blogs erhält.
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Blog?
MO:
Auch
wenn "Mission" vielleicht ein
etwas großes Wort ist
da ist
auch bei mir was dran. Bereits seit dem
Jahr 2000 bin ich mehr oder weniger intensiv
an dem Thema Marketing und Mundpropaganda
dran, und staune, dass es in Deutschland
noch immer ein Nischendasein fristet. Sofern
das machbar ist, würde ich gern ein
wenig dazu beitragen, dass Unternehmen künftig
etwas mehr die "Connections" zwischen
den Menschen im Auge haben und spannende
Themen bieten, und weniger stark dem ausschließlichen
Beschuss durch die klassische Massenmedienkeule
vertrauen.
Und
natürlich stimme ich Nico Zorn und
den beiden Companice-Bloggern zu - es macht
Spaß, und die Kontakte sind immer
wieder anregend und bereichernd, nicht zuletzt
mit den gerade genannten!
marke-X:
Wie viele Nutzer hat Ihr Weblog bzw. wie
würden Sie den Erfolg Ihrer Site generell
einschätzen?
MO:
Meine
Typepad Statistik gibt seit Beginn (Januar
2005) ein Tagesmittel von knapp 85 Hits
aus, derzeit sind es pro Tag rund 200. Laut
BlogCounter bin ich pro Tag bei 100 - 145
Visitors. Bei Bloglines habe ich 13 Subscribers.
Mehr weiß ich nicht... Höchstens
noch, dass ich einen Google-Page Rank von
6 habe. Derzeit kommt wahrscheinlich dadurch
ein deutlich überproportional hoher
Anteil Klicks durch Google zustande.
Natürlich
freue ich mich sehr, bei Google gefunden
zu werden, aber die Google-Visitors sind
ja eher so eine Art Laufkundschaft, die
nur nach einer spezifischen Information
sucht und dann größtenteils nie
wiederkommt. Es wäre natürlich
schön, wenn es mehr Stammleser gäbe,
die sich wirklich für das Thema an
sich interessieren, und mit denen man diskutieren
kann. (Wobei ich da auch nicht immer so
reaktionsstark bin - Robert Basic hat sich
neulich in einem ausführlichen Post
mit einem Eintrag bei mir befasst, da habe
ich nie ordentlich drauf reagiert. Entschuldigung!)
Aber
viele Kontakte, die ich in Unternehmen habe,
und die meine Themen spannend finden, sind
keine Blogleser (haben nicht die Gewohnheit,
abonnieren keine Feeds, etc.). Andererseits:
viele Blogleser sind nicht so heiß
auf Mundpropaganda und Marketing
marke-X:
Natürlich würden unsere Leser
noch gern erfahren, welche Marketing Blogs
und eZines Martin Oetting am liebsten liest
(auch international).
MO:
Wie
gesagt, es sind allein über 30 Blogs.
Ich versuche mal ein paar wichtige zu nennen:
USA:
England:
Frankreich:
Deutschland:
Ich
muss zu meiner Schande gestehen, dass ich
marke-X bislang irgendwie noch nicht so
auf dem Radar hatte
gibt's irgendwo
einen RSS-Feed?
marke-X:
Nein, gibt es noch nicht. Kommt aber bestimmt
noch.
Herzlichen
Dank für das Gespräch.
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