Heiko
Walkenhorst (Wortführer): Vielfalt
statt Einfalt. Und Anregungen. Dezidierte
Sowohlalsauch, wohltemperierte Einserseitsandererseits
sowie beherzte Kommtdaraufan gibt es doch
zuhauf. Da ist es doch besser, man versucht,
eine Reaktion jenseits des Kopfnickens zu
provozieren. Deshalb kennzeichnen unsere
Artikel auch meist eine Art, sagen wir mal,
eloquenter Süffisanz oder gerne auch
mal professionelle Profanität.
marke-X:
Welcher
Eintrag bzw. welche Einträge der letzten
Monate "beschreiben" den Geist
bzw. den Charakter von Marketing-Blog.biz
am besten?
Heiko
Walkenhorst: Irgendwie alle, die
an den gesunden Menschenverstand appellieren,
z.B. Banale
Brüller.
Banale-Brüller...marketingblog.biz
offenbart, was nie das Licht der Welt erblicken
sollte [1]...
marke-X:
Was hat Sie an diesem Thema/diesen Themen
besonders gereizt?
Heiko
Walkenhorst: Sie beleidigen mich
intellektuell. Das sind Meldungen, die mich
überlegen lassen an den Petitionsausschuss
des Bundestages zu schreiben, mit der Bitte,
neben der Körperverletzung auch den
Straftatbestand der Geistesverletzung ins
Strafgesetzbuch aufzunehmen. Diese Form
des "Pseudoinfostalkings" nimmt
doch immer mehr zu und keiner, außer
uns, wehrt sich dagegen. Überall lauern
Nichtmeldungen, kosten einen Zeit und mich
jedenfalls Nerven, wenn mir jemand ernsthaft
erklären will, dass man Kraftstoffe
hauptsächlich an Tankstellen kauft.
Am besten von den Leuten, die sich über
Nachmittagstalkshows und deren Titel "Hilfe!
Immer wenn ich dusche, werd' ich nass!"
lustig machen.
marke-X:
Wie kam es, dass sich gleich drei - bzw.
eigentlich sind sie ja fünf - Menschen
zusammen tun, um ein Weblog zum Thema Marketing
zu gründen?
Heiko
Walkenhorst: "Kauf mich, du
Sau."
Frank Herold (Chef): Unter
diesem Thread, der irgendwann vom Forenbetreiber
gelöscht (manche sagen: zensiert) wurde,
haben der Wortführer und ich uns im
Rahmen eines Elevator-Pitch-Wettbewerbs
auf OpenBC die Bälle zugespielt und
irgendwann gemerkt, dass wir auf einer Welle
liegen. Ralf Siegfried, mit dem ich schon
seit einiger Zeit in Kontakt stand, hat
sich dann quasi über Nacht der Technik
angenommen und das Blog aufgestellt. Das
ging dann alles binnen 48 Stunden über
die Bühne.
marke-X:
Wie schaffen Sie es, dass nicht zufällig
an einem Tag zweimal der gleiche Post von
zwei unterschiedlichen Autoren veröffentlicht
wird? Wie koordiniert sich Ihr Team?
Heiko
Walkenhorst: Zumal wir in ganz Deutschland
verstreut sitzen. Im Grunde einfach: Jeder
kommentiert primär Dinge aus seinem
Bereich und da wir alle aus unterschiedlichen
Bereichen kommen, kommen wir uns nicht in
die Quere, sondern immer wieder auf neue
Ideen. Außerdem gewinnt so die Vielfalt.
Und wenn wirklich wer mal ein Thema aus
einem anderen Bereich hat, dass er unbedingt
behandeln will, kann man sich ja absprechen
bzw. mailen.
Frank Herold: Und wenn´s
denn doch mal vorkommen sollte: Was soll´s?
marke-X:
Sehr gelungen finde ich die Möglichkeit,
schon auf der Startseite gezielt die Beiträge
eines einzelnen Bloggers Ihres Teams abzurufen.
Wird diese Option auch von den Lesern genutzt?
Und wenn ja: Hand aufs Herz, wer ist denn
der Beliebteste unter Ihnen? :-)
Ralf
Siegfried (Techi): Ich.
Weil ich am wenigsten schreibe.
Frank
Herold: Insbesondere
unser Neuzugang, Klaus-Martin Meyer, erfreut
sich - vielleicht weil er einen ganz anderen
Stil hat - wachsender Beliebtheit.
Gleich
auf der Startseite lassen sich die Beiträge
jedes "Marketing-Bloggers" gezielt
selektieren
marke-X: Woher nehmen Sie die Ideen für
neue Einträge?
Heiko
Walkenhorst: Meist
muss man sie nicht nehmen, sie kommen einfach.
marke-X:
Mal etwas allgemeiner gefragt: Was muss
ein Weblog zum Thema Marketing dem Leser
bieten?
Heiko
Walkenhorst: Vielfalt
statt Einfalt. Und Anregungen.
marke-X:
Welche Bedeutung kommt Weblogs in Deutschland
zu? Immer häufiger liest man, dass
es in Deutschland zwar viele Weblogs gibt,
aber quasi kaum eine breite Leserschaft.
Finden sie es schlimm, dass sich Blogs nicht
der Beliebtheit erfreuen, wie sie es in
den USA tun?
Heiko
Walkenhorst: Nein. Da muss man mal
die Kirche im Dorf lassen. Schlimm sind
andere Dinge - wie das Kinderschänder
nicht geschnappt werden, weil die ihren
Wohnort nicht korrekt angegeben haben. Oder
dass Klinsmann sich vor Politikern rechtfertigen
soll. Dieser opportunistische Populismus
ist schlimm. Wobei ich mir das natürlich
wie damals bei Joschka 16 Stunden lang live
auf n-tv angucken würde. "So,
Sie sagen also, ein Herr Huth könne
kicken?" Das hätte was
.
Oder
es liegt daran, dass der Denker des Englischen
wusste, dass es mehr zwischen Himmel und
Erde gibt, als unsere Schulweisheit uns
glauben lässt. Das ist auf Blogs anwendbar.
Die Worte unseres Dichterfürsten "Was
du schwarz auf weiß besitzt, kannst
du getrost nach Hause tragen" nicht.
marke-X:
Was haltet Ihr von Jean-Remys Aussage, dass
Weblogs die "'Klowände des Internets'"
seien [2]?
Heiko
Walkenhorst: Recht hat er. Na und?
Blogs einstellen? Nun, niemand denkt ja
wirklich darüber nach, Toilettenwände
abzureißen. Der Aufschrei war doch
lächerlich. Aber es enttäuschte
mich ein wenig, dass er sich entschuldigte.
Und es passt nicht so recht zu dem, was
seine Agentur postuliert: "Wir verlieren
Aufträge lieber wegen Aufsässigkeit
als durch Nachlässigkeit." Vor
allem, weil dann die Bloggos meinten, sie/wir
hätten Einfluss.
Frank
Herold: Dennoch wird es niemals
einen Klowandbutton auf marketing-blog.biz
geben.
"Klowand-Buttons
wird es auf marketing-blog-biz nicht geben..."[3]
marke-X:
Eine Frage an die Marketing-Fachleute: Wie
kann man mit einem Weblog wirklich Geld
verdienen? Derzeit sieht man fast nur indirekte
Lösungen: Bernd Röthlingshöfer
verkauft Bücher, Max Zorno (alias Christian
Rothe) Beratungsleistungen, etc. Habt Ihr
eine Idee, in dem ein Weblog im Zentrum
der Einnahmequelle steht, z.B. im Stil einer
abonnierbaren Videoblog-Telenovela?
Frank
Herold: Mit unserem Blog werden
wir auch langfristig allenfalls indirekt
(z.B. durch Verbesserung der Linkpopulartität
unserer Hauptseiten) profitieren. Für
uns alle stand von Beginn an fest, dass
wir was anderes machen wollen. In einem
anderen Blog hat man uns kürzlich als
Aktionskünstler bezeichnet. Das schmeichelt
einerseits, macht andererseits aber auch
klar, dass Frau Catterfeld alt und grau
sein wird, bevor wir sie für eine Blog-Telenovela
engagieren könnten..
marke-X:
Anders als bei vielen Weblogs üblich
ist Ihr Blogroll relativ kurz. Woran liegt
das?
Ralf
Siegfried: An unserer selektiven
Wiedergabe.
Frank
Herold: Aufgrund unserer jüngsten
Aktion ändert sich das aber gerade.
marke-X:
Eine Frage, die viele Weblog-Autoren interessiert
ist, wie man sein Weblog bekannt macht.
Welche generellen Taktiken gibt es da?
Ralf
Siegfried: Schreiben, schreiben,
schreiben. Und woanders drüber schreiben.
Und drüber reden. Und Interviews geben.
Frank
Herold: Wir haben es dieser Tage
mal mit Postkarten versucht. Mit schönem
Erfolg [4].
DIE
ENTHÜLLUNG DES GEHEIMNISSES DES DIALOGMARKETING
(PHASE I: KUNDENAKQUISE; INITIUM)
marke-X:
Das klingt paradox. Wie macht man denn mit
Postkarten sein Weblog bekannt? Und warum?
Heiko
Walkenhorst: Nun, als Besserwerberblog
sollte man seinem Namen gerecht werden -
und das hat auch bis auf bei ganz wenigen
Fundamentalneidern und Sozialautisten ganz
wunderbar funktioniert. Da das Internet
unserer Ansicht nach ein KOMmunikationsmedium
ist, wollten wir halt mit anderen in Verbindung
treten und uns vorstellen. Mehr nicht. Also
spamten wir keine eMails, sondern waren
formell, schriftlich und sagten artig "Guten
Tag." und damit man erkennt, dass es
sich um einen Dialog handelt, gibt's auch
gleich die passende, völlig normale
Antwort darauf: "Guten Tag." Man
könnte auch sagen "Kinderstube"
statt "Kopfgeburten".
Die
meisten sahen das genauso, andere ließen
erstere deutlich vermissen. Natürlich
tut das weh, wenn man für ein harmloses
Präsent wie ein Postkarte Injurien
erntet, denen Massenmörder nicht ausgesetzt
sind, aber ich neige dazu, mich an den Rat
meiner Mutter zu halten: "Diskutiere
nie mit einem Idioten. Er zieht dich runter
auf sein Niveau und schlägt dich mit
seiner Erfahrung." Statt dessen freuen
wir uns, dass wir eine so positive Resonanz
erhielten und sich auch nicht wenige bei
uns meldeten, um beim nächsten Mal
auch ne Postkarte mit einem der besten Marketing-Tipps
aller Zeiten zu bekommen.
marke-X:
Martin Oetting (connectedmarketing.de) hat
im Interview sein Engagement als Blogger
u.a. mit einer aufklärerischen "Mission"
verglichen. Andreas Milles und Tommi Brem
von Companice haben einfach Spaß beim
Bloggen und suchen Anerkennung. Nico Zorn
schätzt hingegen die neuen Kontakte,
die er über seine Blogs erhält.
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Blog?
Heiko
Walkenhorst: Genau die, in der Reihenfolge.
Frank
Herold: Klingt vielleicht nicht
so professionell, ich würde den Spaß
aber der aufklärerischen Mission voranstellen.
marke-X:
Wie viele Nutzer hat Ihr Weblog bzw. wie
würden Sie den Erfolg Ihrer Site generell
einschätzen?
Frank
Herold: Wenn ich den Erfolg von
marketing-blog.biz an den Zielen festmache,
die ich (persönlich) beim Start hatte,
dann wurden eben jene Ziele bereits weit
übertroffen.
Aber
auch Ziele entwickeln sich. Bildblog und
Spreeblick und Boing Boing einfach überrollen...
;-)
marke-X:
Natürlich würden unsere Leser
noch gern erfahren, welche Marketing Blogs
und eZines das Team von Marketing-Blog.biz
am liebsten liest (auch international).
Heiko
Walkenhorst: Udo Vetters Lawblog
Ralf
Siegfried: reine Formsache, Peruns
Weblog
Frank
Herold: shopanbieter.de, jobblog.ch,
best-practice-business.de, bloggerette.de,
geistesblitz.de,
Gastgewerbe Gedankensplitter, nachhaltigkeit.blogs.com
kreativrauschen, Telagon Sichelputzer, Storyblogger
u.v.a. marke-X, ...natürlich.
Herzlichen
Dank für das Gespräch
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